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Organisation >> Philosophische Fakultät >> Germanistisches Seminar >> Deutsche Philologie/Ältere deutsche Literatur >>

  Der Wald in der Literatur des Mittelalters (050755)

Dozent/in
Emma Göttle, M.Ed.

Angaben
Seminar, 2 SWS, ECTS-Studium, Teil der Module (B.A.): 2 V-/K-ÄDL, 3 S-/K-ÄDL, 3 S-SPR/ÄDL
Zeit und Ort: Mo 10:15 - 11:45, LS1 - R.106b (außer Mo 2.6.2025); Einzeltermin am 2.6.2025 10:15 - 11:45, LS11 - R.309a
vom 14.4.2025 bis zum 7.7.2025
Bemerkung zu Zeit und Ort: Achtung: Ausweichraum am 02.06.2025!

Studienfächer / Studienrichtungen
Deutsch-B-2F 3-6

Inhalt
Des endes húb sich Ereck / durch rauhen walt on weg (V. 6998f.), ist im Artusroman Ereck zu lesen, wenn Hartmann von Aue beschreibt, wie sich der Titelheld auf der Suche nach âventiure durch den wilden, unwegsamen Wald schlägt. Kaum einer der großen Erzähltexte des Mittelalters kommt ohne den imaginären Raum des Waldes aus. Seine Grenzen bleiben zumeist vage und unbeschrieben. Der Wald ist stets ein ausgedehnter Raum, sodass er große Distanzen in der Topographie der erzählten Welt markiert. Er erscheint als weglos, wild und uneben, in seltenen Fällen tun sich dem Helden auch irritierend viele Wege auf. Im Zeichen seiner wildekeit bildet der Wald das Gegenstück zur Kultur und Zivilisation des Hofes. Er ermöglicht als unkultivierter Naturraum das Erzählen vom Anderen, das in der höfischen Welt keinen Platz hat, und ist nicht selten Ausgangspunkt wunderbarer und abenteuerlicher Handlungen.
Der Wald in der Literatur des Mittelalters zeichnet sich durch seine Ordnungs-, Zeit- und Weglosigkeit aus. Gerade aus dieser Unbestimmtheit scheint sich eine Vielfalt poetischer und narrativer Funktionalisierungen zu ergeben, denen dieses Seminar nachzugehen versucht. Nach einem Einblick in historische Nutzungs- und Besitzrechte an Wäldern widmet sich das Seminar „Klassikern“ der mediävistischen Literaturwissenschaft. Neben prominenten Vertretern des deutschsprachigen Artusromans lesen wir Ausschnitte aus Wolframs von Eschenbach Parzival und dem Nibelungenlied. Mit Gottfrieds von Straßburg Tristan wenden wir uns einem der bedeutendsten Minneromane des Mittelalters zu. Auch ein Grenzgänger der mittelalterlichen Erzählgattungen wird uns beschäftigen – der Gregorius Hartmanns von Aue. Der Wald tritt in diesen Texten als Ort der ritterlichen Bewährung und des Kampfes in Erscheinung, auch begegnet er als Schauplatz der höfischen Jagd. Darüber hinaus finden Liebende hier, in Form des locus amoenus, Zweisamkeit und Intimität, flüchtende und ausgestoßene Figuren Zuflucht und Schutz. Der Wald ist Ort der Devianz, des Wahnsinns und der Heilung, als Metapher ermöglicht er die Anschauung von Emotionen und inneren Zuständen. Neben der Untersuchung seiner narrativen Funktionalisierung gehen wir der Frage nach, in welcher Form der Wald in der Literatur wahrnehmbar und beschreibbar ist. Der Wald verweist als imaginärer Raum über seine Grenzen hinaus und bietet einen aufschlussreichen Textzugang.

Empfohlene Literatur
Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des mitteldeutschen ‚Erek‘, hrsg. v. Andreas Hammer/Victor Millet/Timo Reuvekamp-Felber, unter Mitarbeit von Lydia Merten/Katharina Münstermann/Hannah Rieger, Berlin/Boston 2017.
Anna-Lena Liebermann: Wald, Lichtung, Rodung, Baum. In: Literarische Orte in deutschsprachigen Erzählungen des Mittelalters. Ein Handbuch, hrsg. v. Tilo Renz/Monika Hanauska/Mathias Herweg, Berlin/Boston 2018, S. 547-561.
Mireille Schnyder: Der Wald in der höfischen Literatur: Raum des Mythos und des Erzählens, in: Das Mittelalter 13 (2008), S. 122-135.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30

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